Flucht und Vertreibung
Unsere Kindheit in Oberschlesien war geprägt von einer einzigartigen Mischung aus Natur, Gemeinschaft und unvergesslichen Erlebnissen. Die weiten Felder, dichten Wälder und das lebendige Treiben in den kleinen Dörfern schufen eine Atmosphäre des Zusammenhalts und der Geborgenheit. Hier lernten wir die Werte von Freundschaft, Fleiß und Respekt kennen, die uns bis heute prägen.
Doch das friedliche Leben wurde 1939 durch die dramatischen Ereignisse des Krieges überschattet. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann für uns eine Flucht ins Unbekannte. Vor den heranrückenden sowjetischen Truppen flohen wir 1945 aus Oberschlesien nach Tschechien. Die Flucht war geprägt von Unsicherheit, Angst und dem ständigen Wunsch nach Sicherheit für die Familie. Trotz der Strapazen bewahrten wir uns den Glauben an eine bessere Zukunft.
Nur kurz nach unserer Rückkehr in die Heimat Polen, im Jahr 1946, änderte sich unsere Situation erneut. Vor den sich verschärfenden Konflikten und der politischen Unsicherheit in Polen sahen wir keinen anderen Ausweg, als auch dieses Gebiet zu verlassen. Mit schwerem Herzen verabschiedeten wir uns von unserer Heimat und begaben uns auf eine weitere Reise in Richtung Westen.
Unsere Ankunft in Deutschland markierte einen Neuanfang. Obwohl die Erinnerungen an Oberschlesien und die Erlebnisse der Flucht tief in unseren Herzen verankert sind, wurde Deutschland für uns zu einem Ort der Hoffnung und des Neubeginns. Hier konnten wir eine sichere Umgebung aufbauen, neue Freunde finden und Schritt für Schritt unser Leben wieder aufbauen.
Heute blicken wir auf diese Zeit mit Dankbarkeit zurück. Unsere Kindheit in Oberschlesien war geprägt von Liebe, Mut und der Stärke, auch in schwierigen Zeiten nie aufzugeben. Diese Erfahrungen haben uns gelehrt, das Leben mit offenen Augen und einem dankbaren Herzen zu leben – eine Geschichte, die von Hoffnung und dem unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zukunft erzählt.
Dieter und Christian Klink